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Nicht-technische Kommunikationsformen

UK betrifft nicht nur technische Kommunikationshilfen. Um die nicht vorhandene oder begrenzte Lautsprache zu unterstützen, ergänzen oder ersetzen können auch Kommunikationsformen eingesetzt werden, die mit körpereigenen Mittel oder ohne elektronische Geräte funktionieren.

Zwischenmenschliche Kommunikation läuft im Normalfall immer über mehrere Kommunikationswege ab, was als multimodale Kommunikation bezeichnet wird. Beim Sprechen werden beispielsweise automatisch Mimik und Gestik oder besondere Betonung mit eingesetzt.

Der Sprechende kann so einfacher und deutlicher seine Gedanken, Gefühle oder Absichten mitteilen. Gleichzeitig wird für den Gesprächspartner das Verstehen der Mitteilung erleichtert.

Dieser Grundsatz gilt ganz besonders auch für die Unterstützte Kommunikation. Menschen mit UK sollten daher stets mehrere Kommunikationsformen angeboten werden, damit aus der Kombination ein individuelles multimodales Kommunikationssystem entstehen kann. Auch für die sprechenden Kommunikationspartner ist die Verwendung mehrerer Kommunikationsformen zur Veranschaulichung der Inhalte ihrer Aussagen hilfreich. Ein zentrales Element für das Erfolgreiche Erlernen von Kommunikation mit UK ist dabei das Modelling.

KÖRPEREIGENE KOMMUNIKATION MIT GEBÄRDEN:

Körpereigene Kommunikationsformen bedürfen keiner externen Hilfsmittel bzw. Kommunikationshilfen. Sie betreffen unter anderem Blickkontakt, Atmung, Gestik, Mimik und Körperhaltung, sowie Gebärden und Handzeichen.

Gebärden sind Bewegungen des Körpers, vorwiegend ausgeführt mit den Händen, denen eine feste sprachliche Bedeutung zugeordnet ist. Dabei können individuelle Gebärden selbst kreiert oder von feststehenden Gebärden abgewandelt werden. Häufig werden aber auch Gebärden aus bekannten Gebärdensammlungen oder Systemen verwendet.

Gebärden sind nicht nur für Menschen mit Hörbeeinträchtigungen eine effektive Kommunikationsmethode, auch für Personen mit UK-Bedarf und deren Kommunikationspartner sind Gebärden eine passende Kommunikationsmöglichkeit.

Verbreitet sind dabei:

  • DGS: Deutsche Gebärdensprache
    • Eigenständiges Wort- und Grammatiksystem, vollständiger Wortschatz der Lautsprache
    • ein Wörterbuch der DGS (nach K. Kestner) kann auch als APP für VOICEpad-Geräte mit beantragt werden
  • GuK: gebärden-unterstützte Kommunikation, entwickelt von E. Wilken
    • Kartensets mit Wörtern und passenden, kindgerechten Gebärden als lautunterstütztende Gebärden
    • Auch Arbeitsmaterial, Bilder- und Liederbücher sind verfügbar
  • Schau doch meine Hände an: Gebärdensammlung zu GuK für Menschen mit Behinderungen
    • Ein Wörterbuch von „Schau doch meine Hände an“ (nach dem Bundesverband der evangelischen Behindertenhilfe e.V.) kann auch als APP für VOICEpad-Geräte mit beantragt werden
  • Taktile Gebärden für Menschen mit starken Sinnesbeeinträchtigungen:
    • Dazu gehören geführte Gebärden, Gebärden unter der Hand, body und on body signs

Gebärden haben den großen Vorteil, dass sie immer verfügbar und nicht von Geräten oder Materialien abhängig sind. Sie unterstützen sowohl das Produzieren als auch das Verstehen von Sprache.

Als nachteilig kann sich jedoch z.T. zeigen, dass Gebärden oft nicht von fremden Personen verstanden werden. Zudem sind ausschließlich gebärdende Personen stärker auf die Aufmerksamkeit ihrer Gesprächspartner angewiesen, als Menschen, die mit einer hörbaren Stimme (beispielsweise durch Sprechen, oder die Sprachausgabe eines Kommunikationsgeräts) auf sich aufmerksam machen können.

Gebärden sind also eine effektive körpereigene Kommunikationsform, die sich einfach mit anderen Kommunikationsformen und/oder der Lautsprache kombinieren lassen (Kaiser-Mantel 2012, Rudolph 2018).

KOMMUNIKATION MIT NICHTELEKTRONISCHEN HILFSMITTELN:

Materialien wie Gegenstände, Fotografien, Symboltafeln oder Kommunikationsmappen sind nichtelektronische Hilfen, die die Kommunikation von sprachlich-kommunikativ eingeschränkten Menschen mit UK-Bedarf wirkungsvoll ergänzen, ersetzen und erweitern können. Dabei wird unterscheiden zwischen fühl- und tastbaren Kommunikationsangeboten (wie Gegenständen) und grafischen Angeboten (wie Symbole oder Fotografien).

GEGENSTÄNDE ALS KOMMUNIKATIONSHILFSMITTEL:

Gegenstände werden häufig intuitiv im Alltag benutzt. Unter anderem um Entscheidungen zu ermöglichen oder Absichten mitzuteilen, z.B. zur Auswahl des Brotbelags am Frühstückstisch. Dies lässt sich beliebig erweitern. So können Gegenstände auch zu einem stellvertretenden Symbol werden, z.B. die Badekleidung als Symbol für „Schwimmen“ oder „Schwimmbad“. Gegenstände können auch als Miniatur eingesetzt werden, wie eine Spielzeugtasse oder ein Kühlschrankmagnet. Auch über Personen kann durch charakteristische Gegenstände kommuniziert werden. So könnte eine Kappe stellvertretend für diejenige Bezugsperson stehen, die häufig eine Kappe trägt.

Der Einsatz von Gegenständen kann auch eine Vorstufe für die spätere Abstraktion zu Bild- oder Symbolkarten darstellen.

KOMMUNIKATION MIT ABBILDUNGEN UND SYMBOLEN:

Grafische Abbildungen stellen Wörter aller Art bildlich dar. Dabei können neben Symbolen auch Fotos, Zeichnungen, Bilder und auch Schrift als visuelle Kommunikationsform eingestuft werden. Die Abstraktheit der Darstellung ist dabei variabel. Welche grafischen Abbildungen für Menschen mit Kommunikationseinschränkungen passend sind, ist auch entscheidend von deren visueller Wahrnehmung sowie der Abstraktionsfähigkeit abhängig. Kommunikationsbücher mit Abbildungen und Fotos können beispielsweise einfach selbst erstellt werden und u.a. zum Austausch zwischen häuslichem und schulischem oder beruflichem Umfeld dienen. So können Erlebnisse leichter berichtet werden.

Weit verbreitet in der UK ist die Verwendung von Symbolen. In ausgedruckter Form lassen sich diese vielfältig einsetzen, z.B. auf Karten, Tafeln, in Ordnern und Büchern oder Kommunikationsmappen. Kommunikationserfahrungen mit Symbolen in nicht-elektronischer Form können auch den Umgang mit Symbolen auf einer elektronischen Kommunikationshilfe vorbereiten. Mit Symbolen können u.a. auch Abläufe, Handlungsabfolgen, Verhaltensregeln oder soziale Routinen veranschaulicht werden.

Relevante Merkmale für die Verwendung von grafischen Abbildungen sind nach Kaiser-Mantel (2012) die eindeutige Erkennbarkeit des Inhalts sowie die feste Bedeutung eines Symbols. Damit einher geht eine einheitliche Verwendung von Symbolen. So sollte beispielsweise nicht in der Tagesstätte ein anderes Symbol für das Wort „trinken“ verwendet werden, als im häuslichen Umfeld. Sobald mehr als ein Symbol verwendet wird, sollte ebenfalls auf eine gute Unterscheidbarkeit der Symbole sowie auf eine durchdachte, möglichst gleichbleibende Anordnung geachtet werden. Elementar ist, dass auf den Einsatz eines Symbols stets eine Reaktion der Gesprächspartner erfolgt, um der unterstützt kommunizierenden Person die Bedeutung des Symbols verständlich zu machen.

HÄUFIG VERWENDETE SYMBOLSAMMLUNGEN:

Symbolstix

Metacom

PCS*

QUELLEN:

  • Kaiser-Mantel, H. (2012): Praxis der Sprachtherapie und Sprachheilpädagogik. Bd. 9: Unterstützte Kommunikation in der Sprachtherapie. Bausteine für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.München, Basel: E. Reinhardt.
  • Lüke, C. & Vock, S. (2019): Unterstützte Kommunikation bei Kindern und Erwachsenen. Praxiswissen Logopädie. Springer: Heidelberg.
  • Rudolph, Alisa (2018): Wie Hände helfen, Sprache zu verstehen: der Einfluss von lautsprachunterstützenden Gebärden auf das Sprachverständnis von Kindern mit Intelligenzminderung – eine explorative Untersuchung.  Dissertation, LMU München: Faculty of Psychology and Educational Sciences. https://edoc.ub.uni-muenchen.de/21993/7/Rudolph_Alisa.pdf (Aufruf am 21.8.20199

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