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Elektronische Kommunikationshilfen

Keine andere unterstützende Kommunikationsform hat sich in den letzten Jahren so rasant weiterentwickelt wie elektronische Kommunikationshilfen. Neue Technologien eröffnen unterstützt kommunizierenden Menschen vielfältige Möglichkeiten, die ihnen bisher versperrt blieben.

Elektronische Kommunikationshilfen sind elektronische Geräte mit Lautsprach- oder Schriftsprachausgabe, die zum Ersatz bzw. zur Ergänzung von natürlicher Lautsprache verwendet werden. Auch elektronische Ansteuerungshilfen zur Bedienung von batteriebetriebenen- oder kabelgebundenen Geräten können als Kommunikationshilfen bezeichnet werden (Bober & Wachsmuth 2013).

Neben erhöhter Verständlichkeit bieten Kommunikationshilfen auch neue Möglichkeiten, auf sich aufmerksam zu machen. Interaktionen sind somit nicht mehr maßgeblich von Blickkontakt und ungeteilter Aufmerksamkeit des Kommunikationspartners abhängig.

WER BENÖTIGT ELEKTRONISCHE KOMMUNIKATIONSGERÄTE?

Elektronische Kommunikationshilfen sind keinem speziellen Personenkreis zugeordnet. Für Menschen mit UK-Bedarf aller Altersklassen und mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen können sie daher effektiv und hilfreich eingesetzt werden. Die Geräte können die bereits bestehende Kommunikation über körpereigene und nichtelektronische Kommunikationsformen ergänzen oder aber auch ausschließlich als alleinige Kommunikationsform genutzt werden (Kristen 2000, von Tetzchner & Martinsen 2000).

WELCHE GERÄTE GIBT ES?

Elektronische Kommunikationshilfen können in mehrere Kategorien eingeteilt werden, die sich aus den spezifischen Funktionen der Geräte ableiten:

- elektronische Hilfen zur Kommunikationsanbahnung
- einfache Kommunikationshilfen mit statischer Oberfläche und Symboleingabe
- Kommunikationshilfen mit dynamischer Oberfläche und Symbol- und/oder Schrifteingabe
- Kommunikationshilfen mit Schriftspracheingabe

ELEKTRONISCHE HILFEN ZUR KOMMUNIKATIONSANBAHNUNG:

Zu den elektronischen Hilfen zur Kommunikationsanbahnung gehören zum einen einfache Geräte mit natürlicher Sprachausgabe. Das bedeutet mit einem mit einem (meist im Gerät eingebauten) Mikrofon wird Lautsprache (oder andere Aufnahmen) aufgenommen und durch Druck der entsprechenden Tasten abgespielt.

Dabei gibt es eine Bandbreite an Optionen, wie z.B. den BigMACK, den Step-by-Step in unterschiedlichen Größen oder auch den italk2. Einige dieser Geräte bieten auch die Aufnahme von Mitteilungen über mehrere Ebenen an, sodass mehrere Aufnahmen sequenziert abgespeichert und wiedergegeben werden können.

Diese Geräte ermöglichen u.a. das Erzählen von Erlebnissen, das Übermitteln von Wünschen und Bedürfnissen, das Abspielen von Liedern oder auch einfache Gespräche. Zwei Tasten können als Auswahlmöglichkeit oder zur Mitteilung von Zustimmung und Ablehung verwendet werden. Vielfältige Einsatzmöglichkeiten können unkompliziert und mit wenig Aufwand realisiert werden.

Die „sprechenden Tasten“ verfügen über Anschlüsse für Taster und können somit auf unterschiedliche Arten angesteuert werden. Auch für Personen, die nicht in der Lage sind, eine Taste zu drücken, kann so eine Möglichkeit gefunden werden, diese Hilfen anzuwenden. Zeitgleich können sie selbst als Taster verwendet werden und an weitere Geräte (wie adaptierte Spielzeuge) angeschlossen werden.

Zum anderen stellen Hilfen zur Ansteuerung (von batteriebetriebenen oder kabelgebundenen Geräten) und einfache Umfeldsteuerungshilfen ebenfalls Möglichkeiten zur Kommunikationsanbahnung dar.

Sie ermöglichen Menschen mit besonderen Bedürfnissen das eigenständige Bedienen und verwenden von elektronischen Geräten in unterschiedlichen Formen. Die vielfältigen Möglichkeiten der Nutzung sind dabei für Menschen jeden Alters unterschiedlich.

Hierfür können Hilfen wie Batterieunterbrecher, adaptiertes Spielzeug oder Optionen wie der PowerLink4, der iClick oder der BigJack eingesetzt werden. Auch diese Geräte sind mit Tastern verbindbar.

Hilfen zur Kommunikationsanbahnung ermöglichen wertvolle positive Kommunikationserfahrungen und stärken Vorausläuferfähigkeiten der Sprache wie u.a.:
- Erfahrung von Selbstwirksamkeit
- Verständnis der Ursache-Wirkungs-Zusammenhangs
- Erlernen von kommunikativen Routinen und Regeln
- Frage-Antwort-Prinzip
- Initiieren von Interaktion

Big Mack

Der BIGmack gibt beim Auslösen eine aufgenommene Sprachmitteilung, Musik oder Geräusche wieder.

iTalk2 mit Ebenen

Das Gerät verbindet zwei sprechende Taster in einem Gehäuse.

Step-by-Step mit Ebenen

Der Step-by-Step kann aufgenommen Nachrichten seriell abspielen.

Einfache Kommunikationshilfen mit Symboleingabe

Einfache Kommunikationshilfen mit Symboleingabe, einem statischen Display und einer natürlichen Sprachausgabe bieten die Möglichkeit, Aufnahmen (wie Sprachmitteilungen) zu Symbolfeldern aufzunehmen. Bei Druck auf das entsprechende Symbolfeld wird dann die Aufnahme abgespielt.
Damit mehrere Aussagen zu unterschiedlichen Situationen des Alltags getätigt werden können, verfügen auch diese Geräte über Ebenen. Somit können mehrere selbst erstellte Symboltafeln in die Geräte eingelegt werden.
Diese einfachen Hilfen verfügen nicht über vorab eingespeicherte Wörter oder Symboltafeln. Daher können hier frei und kreativ Wortschatz, Symbole und Mitteilungen selbst zusammengestellt werden.

Um die Geräte mit passenden Symboltafeln auszustatten, empfiehlt sich die Verwendung von Symbolsammlungen, wie Boardmaker mit PCS oder METACOM .

Oft wirken Geräte mit Sprachausgabe motivierender als nicht-technische Symboltafeln. Zudem eröffnen sie die Möglichkeit, selbst gezielt Kommunikation zu initiieren.

Um dabei den variablen Bedürfnissen der Menschen mit UK-Bedarf gerecht zu werden, gibt es Geräte mit unterschiedlicher Felderanzahl und Feldgröße.

Oft wirken Geräte mit Sprachausgabe motivierender als reine Symboltafeln. Zudem eröffnen Sie dem Nutzer die Möglichkeit, selbst gezielt Kommunikation zu initiieren.

GoTalk 20+

Ein einfaches Kommunikationshilfsmittel mit natürlicher Sprachausgabe

Voicepad mit GoTalk Now

Die GoTalk Now App bietet vielfältige Möglichkeiten, um ein eigenes Symbolvokabular zu erstellen.

SuperTalker FT

Der neue SuperTalker FT lässt sich sehr leicht auslösen.

KOMMUNIKATIONSHILFEN MIT DYNAMISCHEM DISPLAY:

Sprachausgabegeräte mit dynamischen Oberflächen, oft auch als Talker bezeichnet, dienen der symbol- und/oder schriftsprachbasierten Kommunikation. Die Geräte sind je nach Konzeption mit einer synthetischen und/oder einer natürlichen Sprachausgabe ausgestattet und funktionieren mit Symbol- und/oder Schriftspracheingabe. Sie verfügen in der Regel über eine berührungsempfindliche Oberfläche, einen Touch-Screen. Garbe & Bock (2012) definieren komplexe elektronische Kommunikationshilfen anhand dreier Merkmale: sie haben ein dynamisches Display, eine natürliche und synthetische Sprachausgabe und meist eine vorinstallierte Vokabularstrategie.

Für Menschen, die (noch) nicht lesen und schreiben können, gibt es dynamische Kommunikationshilfen, die nur über Symbole oder Bilder bedient werden können. Nach der Auswahl von einem oder mehreren Symbolen wird die Sprachausgabe aktiviert und ein Wort oder Satz gesprochen. Die Mitteilungen werden wahlweise auf das Gerät aufgesprochen oder über eine Sprachsynthese wiedergegeben. Bei Kommunikationshilfen mit Symbol- und Schrifteingabe stehen zusätzliche Grammatikfunktionen für die Symboleingabe sowie Schriftsprachoptionen zur Verfügung. Personen, die über Symbole kommunizieren, können so Symboleingabe für schnelle Kommunikation und Schrifteingabe für mehr Differenzierung nutzen.

Synthetische Sprachausgabe bedeutet, dass das Gerät mit einer Sprachausgabesoftware die eingegebenen Buchstaben, Symbole, Wörter oder Sätze in gesprochene Sprache umwandelt. Die hochwertigen Sprachsoftwares lassen sich nach Geschlecht, Alter und weiteren Merkmalen anpassen, sodass eine Identifikation mit der „Computerstimme“ ermöglicht wird.

Für mehrsprachige Personen können je nach Gerät auch mehrere Sprachen verwendet werden, damit die unterstützende Kommunikationsform in allen Sprachumgebungen eingesetzt werden kann.

Der Begriff dynamisches Display bedeutet, dass sich die Ansichten auf der Oberfläche des Geräts verändern, was für den Einsatz von Vokabularstrategien notwendig ist. Vokabularstrategien werden oft auch als semantische Kodierungen bezeichnet.Drückt man eine Taste, so wird entweder direkt ein Wort oder Satz ausgesprochen oder eine neue Auswahlmöglichkeit präsentiert. Durch das Drücken eines Felds mit einem Überbegriff öffnet sich eine neue Auswahlseite mit Unterbegriffen. Somit ist das Vokabular nicht durch die Anzahl der Tasten begrenzt und immer verwendbar (Breul 2011, Hauber 2015, Kaiser-Mantel 2012).

Neben vorgefertigten Vokabularstrategien mit gespeichertem Wortschatz wie u.a. MyCORE, Gateway, Snap+Core First, Metatalk oder Touch To Tell, gibt es auch die Möglichkeit, auf den Geräten selbst Oberflächen zu erstellen. Dazu dienen Programme wie Communicator 5, GoTalkNow oder MindExpress.

In vielen vorgefertigten Vokabularstrategien kann der Wortschatz (mithilfe hinterlegter Symbolsammlungen) auch nach eigenen Wünschen oder Bedürfnissen selbst erstellt, geordnet oder vergrößert werden. Eine individuelle Anpassung des sprachlichen Angebots an die unterstützt kommunizierende Person ist somit machbar.

Mycore 10

Schlankes Designs und absolutes Leichtgewicht: das MyCORE 10.

Voicepad mit MetaTalk

Die MetaTalk-App bietet einen umfangreichen, fertigen Wortschatz in 4 Stufen.

Voicepad SC mit Snap + Core First

Das VOICEpad SC ist eine leichte und mobile Kommunikationshilfe.

KOMMUNIKATIONSHILFEN MIT SCHRIFTEINGABE:

Für Menschen, die lesen und schreiben können, gibt es Kommunikationshilfen mit Schrifteingabe. Die Eingabe erfolgt über eine Tastatur mit verschiedenen Ansteuerungsoptionen oder Scanning. Der Text kann von den Gesprächspartnern gelesen oder über eine synthetische Sprachausgabe vorgelesen werden.

Allora

Das Allora besticht durch die klare Tastatur und sein doppeltes Display.

Lightwriter SL50

Der neue Lightwriter verfügt über Funktionen, die über die Kommunikation hinaus gehen.

Voicepad SC mit Predictable

Das VOICEpad SC mit Predictable ist eine schriftbasierte Kommunikationshilfe auf Tabletbasis.

VIELFÄLTIGE ANSTEUERUNGSMÖGLICHKEITEN

Kommunikationshilfen mit dynamischem Display können auf verschiedenste Weise angesteuert werden, um Menschen mit besonderen motorischen Bedürfnissen den Gebrauch zu ermöglichen:

  • Bedienung eines Touchscreens mit/ohne Fingerführungshilfen
  • Ansteuerung mittels Scanning-Verfahren mit einem oder zwei Tastern
  • Mausersatzgeräte (z.B. Joystick oder Kopfmaus)
  • Augensteuerung

TobiiDynavox I-12+

Eine präzise Augensteuerung mit viel Bewegungsspielraum.

Tellus i5

Eine All-In-One Lösung für Kommunikation, Computerbedienung oder Umfeldkontrolle über Blicksteuerung.

TobiiDynavox I-110

Das Tobii Dynavox I-110 ist eine kompakte, mobile und sehr robuste Kommunikationshilfe.

WER BRAUCHT WELCHES KOMMUNIKATIONSGERÄT?

Eine theoretische Antwort auf die Frage, welche Kommunikationsform oder –hilfe für eine Person ideal ist, ist nicht möglich, da eine Vielzahl an Faktoren seitens der unterstützt kommunizierenden Person und des Umfelds eine Rolle spielen (Garbe & Bock 2012, Hoffman-Schöneich 2008, Kitzinger et al. 2008, Pivit 2008).

Dazu gehören:

  • Auftretende Situationen im Alltag
  • Derzeitige und zukünftige Bedürfnisse
  • Entwicklungsstand, sowie kognitive Kompetenzen
  • Motorische Fertigkeiten
  • Seh- und Hörfähigkeit
  • Ergänzung anderer Kommunikationsformen
  • Bereitschaft des Umfelds zur Unterstützung

Zur Versorgung mit einer elektronischen Kommunikationshilfe (jeder Art) ist daher unbedingt eine Hilfsmittelberatung empfehlenswert und notwendig.

QUELLEN:

  • Adam, M. (2012): 10 Hinweise zum Umgang mit dem Talker. In: von Loeper Literaturverlag & isaac-Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation e.V. (Hrsg.): Handbuch der Unterstützten Kommunikation (04.011.014-04.011.015). Karlsruhe: Von Loeper Literaturverlag.
  • Bober, A. & Wachsmuth, S. (2013): Lexikon der Fachbegriffe. In: von Loeper Literaturverlag & isaac-Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation e.V (Hrsg.): Handbuch der Unterstützten Kommunikation (L.001.001-L.020.001). Karlsruhe: Von Loeper Literaturverlag.
  • Breul, W. (2011): Elektronische Kommunikationshilfen - Ein Überblick. In: von Loeper Literaturverlag& isaac-Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation e.V. (Hrsg.): Handbuch der Unterstützten Kommunikation (04.005.001-04.011.001). Karlsruhe: Von-Loeper-Literaturverlag.
  • Garbe, C. & Bock, I. (2012): Komplexe Kommunikationshilfen im Vergleich. In: von Loeper Literaturverlag & isaac-Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation e.V. (Hrsg.): Handbuch der Unterstützten Kommunikation (04.011.002-04.011.013). Karlsruhe: Von Loeper Literaturverlag.
  • Hauber, E. (2015): Sprach- und Kommunikationstherapie mit elektronischen Kommunikationsgeräten: Eine Einzelfallstudie am Beispiel der elektronischen Kommunikationshilfe MyCore. Abschlussarbeit zur Erlangung des Bachelor of Arts im BA-Studiengang Sprachtherapie an der Ludwig-Maximilians- Universität München. Erschienen in der epub- Reihe „Sprachheilpädagogik und Sprachtherapie“- “Speech Language Therapy and Special Education”. Herausgegeben von Prof. Dr. M. Grohnfeldt und Dr. K. Reber. URL: https://epub.ub.uni-muenchen.de/25408/1/ver%C3%B6ffentlichung-elena%20hauber.pdf (Aufruf am 06.11.2017).
  • Hoffman-Schöneich, B. (2008): Elektronische Kommunikationshilfen in der Praxis. Von den ersten Überlegungen zum Einsatz im Alltag. In: von Loeper Literaturverlag & isaac-Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation e.V. (Hrsg.): Handbuch der Unterstützten Kommunikation (04.024.001-04.027.001). Karlsruhe: Von Loeper Literaturverlag.
  • Kaiser-Mantel, H. (2012): Praxis der Sprachtherapie und Sprachheilpädagogik. Bd. 9: Unterstützte Kommunikation in der Sprachtherapie. Bausteine für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. München, Basel: E. Reinhardt.
  • Kitzinger, A., Kristen, U. & Leber, I. (Hrsg.) (2008): Jetzt sag ich's Dir auf meine Weise … Erste Schritte in Unterstützter Kommunikation mit Kindern. Karlsruhe: Von-Loeper-Literaturverl.
  • Kristen, U. (2000): Unterstützte Kommunikation in der Praxis. Behinderte in Familie, Schule und Gesellschaft 5, 4, 1–11.
  • Pivit, C. (2008): Individuelle Kommunikationssysteme. In: von Loeper Literaturverlag & isaac-Gesellschaft für Unterstützte Kommunikation e.V. (Hrsg.): Handbuch der Unterstützten Kommunikation (01.006.001-01.017.001). Karlsruhe: Von Loeper Literaturverlag.
  • von Tetzchner, S. & Martinsen, H. (2000): Einführung in Unterstützte Kommunikation. Heidelberg: Winter.
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